Jennifer Wrona erzählt vom Leben mit Borderline – sie ist selbst Betroffene und berichtet von ihren eigenen Erlebnissen. Dabei behält sie stets im Blick, dass jeder Mensch anders ist und ihre Erfahrungen nicht automatisch mit denen aller anderen Boderline-Patient:innen identisch sein müssen. Dennoch – oder gerade deswegen – gibt dieses authentische Buch sehr hilfreiche Einblicke und positive Ausblicke. Für Erkrankte und deren Angehörige und Freund:innen.
Eine Borderline-Störung gehört zu den hoch komplexen psychischen Erkrankungen, über die viele Vorurteile im Umlauf sind. Häufig tritt Boderline zusammen mit anderen Persönlichkeitsstörungen auf und die Übergänge von gesundem zu ungesundem Verhalten sind fließend.
Wie sie selbst ihre Krankheit erlebt und welche Erfahrungen sie auf dem Weg hinaus gemacht hat, schildert Jennifer Wrona in einer klaren, verständlichen Sprache, authentisch und nahbar in “Konfettiregen im Kopf – Leben mit Borderline” (Trias Verlag). “Wie es sich anfühlt. Wie man damit umgeht. Was wirklich hilft.” lautet der Untertitel. Und genau das gibt sie Leser:innen dieses Buchs. Dabei denkt Wrona auch daran, erst einmal vieles zu definieren, was selbstverständlich erscheint. Ihren konstruktiven Ansatz behält sie stets bei: Der Weg hinaus ist möglich, das wird bei der Lektüre ganz deutlich. Selbst wenn Wrona schildert, wie sich das tiefe Tief anfühlt (versehen mit einem Warnhinweis für die Leser:innen), ist der Weg hinauf schon Teil des Titels.
Zu den Symptomen und den Mitteln zur Realitätsflucht, die Jennifer Wrona anführt, gehören Alkoholkonsum, selbstverletzendes Verhalten und starke Stimmungsschwankungen – drastische Maßnahmen für drastische Gefühlszustände treffen hier aufeinander, wie Wrona berichtet. Und direkt im Anschluss schildert sie, wie es ihr gelungen ist, ungesunde Strategien durch gesunde zu ersetzen. Gesundes Essen und regelmäßiger, guter Schlaf gehören hier dazu. Doch sind sie so essenziell für die Autorin, dass sie diesen beiden Punkten ein eigenes Kapitel widmet. Denn beides gehört zu den Instrumenten, die sich einsetzen lassen, um beispielsweise die anhaltende Trägheit zu überwinden, die Borderliner und Depressive allzu oft spüren.
Therapeut:innen, Klinikbehandlungen und Therapieformen schildert und erklärt Jennifer Wrona sehr ausführlich. Als wirklich effektive Hilfen – die nicht so sehr aufgrund der gewählten Therapieform, sondern vor allen Dingen aufgrund der Beziehung zu den Therapeut:innen wichtig für Erkrankte sind.
Diese müssen aber, das macht die Autorin sehr klar, Hilfe annehmen (Therapien, Medikamente, Selbsthilfegruppen oder aus ihrem sozialen Umfeld). Denn die Verantwortung liegt bei den Erkrankten. Aber Freund:innen und Familienmitglieder können trotzdem helfen und Betroffene unterstützen: Wie, das beschreibt Jennifer Wrona im 10. Kapitel ihres Buchs. Zentral dabei: da sein, zuhören, Betroffene auf dem Weg hinaus unterstützen.
Im Anhang führt Jennifer Wrona hilfreiche Links und weitere Literatur an. Darunter ein Buche, das es erleichtert, mit Kindern von Betroffenen über Borderline zu sprechen, denn Kinder kann es massiv verunsichern, wenn ihre Eltern krank sind, und sich fühlen sich schuldig: “Mama, Mia und das Schleuderprogramm” (Christiane Tilly, Anja Offermann, Anika Merten/Illustr.; Psychiatrie Verlag) erzählt von Mia und ihrer Mama, die oft so unruhig ist, traurig und sich dann auch noch selbst wehtut. Mamas Ärztin erklärt Mia, wie durcheinander es bei Mama manchmal geht, und dass Mama einiges tun kann, damit es ihr bald besser geht.
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