Das war die erste GOLDKIND-Konferenz: Sozialarbeiter und Medien-Experte Jonas Lutz stellte auf der ersten GOLDKIND-Konferenz im Münchner ARRI-Kino die Initiative Digital Streetwork Bayern vor, die vom Bayerischen Staat gefördert wird und seit Anfang 2022 aktiv ist. Digital Streetwork, das ist Sozialarbeit, die in den digitalen Kanälen stattfindet – also dort, wo Kinder und Jugendliche heute aktiv sind.
Der Jugendhilfe-Experte Jonas Lutz erläuterte, dass Jugendliche nicht nur zum Spaß auf Reddit, Tiktok, Instagram, Discord und anderen Plattformen unterwegs sind. Sondern auch, wenn sie Hilfe suchen. Teilweise organisieren sie sich sogar eigene Selbsthilfegruppen im Netz. Hier gehen die Streetworker:innen rein: Bis zu 14 Helfer:innen (zwei pro Regierungsbezirk) reagieren auf verdächtige Posts und formulieren ein Gesprächsangebot. Die Hilfe ist immer öffentlich sichtbar und freiwillig, betonte Jonas Lutz. Privatnachrichten würden nur dann geschrieben, wenn es eine Gefährdungslage gebe oder ein Thema vorliege, das besser nicht im öffentlichen Rahmen diskutiert wird. Sonst bleibt es ein öffentliches Angebot: „Wenn du willst, dann schreib mir gerne.“
Dabei achten die Digital Streetworker:innen darauf, stets transparent aufzutreten: Sie geben sich auf den Social-Media-Kanälen, Gamingservern und Foren als Sozialpädagog:innen zu erkennen. So sei eine Helferin immer als professionelle Fachkraft sichtbar, „was die jungen Menschen zu jedem Zeitpunkt auch überprüfen können“. Und die Fachkräfte weisen auf die Datensicherheit hin: Wenn Betroffene einen geschützten Raum bevorzugen, wechselt das Gespräch dorthin. Die Kinder und Jugendlichen bleiben anonym, sofern sie das nicht anders wünschen.
Digital Streetwork: Chat-Beispiel aus dem Vortrag von Jonas Lutz.
Die Themen sind vielfältig: Von „einfach nur Reden“ bis hin zu schweren psychischen Problemen sind die Sozialpädagog:innen von Digital Streetwork für die Betroffenen da. Häufig geht es um Schule und Ausbildung, Familie und Freundschaft, um Einsamkeit und psychische Gesundheit. Je nach Problemstellung bieten die Streetworker weitergehende Beratung und Unterstützung an, entwickeln gemeinsam mit den Jugendlichen ein Ziel und helfen auf dem Weg dorthin oder vermitteln weitere Hilfestellungen wie einen Therapieplatz. Aber das Angebot hat auch Grenzen, wie Jonas Lutz sagte: „Wir sind kein 24-Stunden-Dienst. Das können wir personell gerade nicht leisten. Auch wenn es vielleicht total sinnvoll wäre.“
Mehr Infos zum Projekt Digital Streetwork gibt es hier. Das Projekt Digital Streetwork ist Bestandteil des Bayerischen Aktionsplans Jugend und wird gefördert durch den Bayerischen Jugendring, JFF – Institut für Medienpädagogik, Aktionsplan Jugend und durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales.
Hier kannst du dir die ganze Konferenz noch einmal nachträglich ansehen.